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Geschichte von Klein St. Paul

  • GRUNDZÜGE DER GESCHICHTE VON KLEIN ST. PAUL IM GÖRTSCHITZTAL

    Klein St. Paul oder „St. Paul under Horenberch“ wie es in alter Zeit genannt wurde, ist schon seit dem 11. Jahrhundert urkundlich bezeugt.

    Aber sicher war diese Gegend auch schon in vorchristlicher Zeit, besonders während der keltischen (das Volk der Nori, die schlechthin Eisenleute waren) und römischen Zeit, besiedelt. Erst kürzlich in Wieting ausgegrabene Schmelzöfen der Kelten (ein Schmelzofen ist im Lachitzhof – Talmuseum Klein St. Paul ausgestellt) und der eingemauerte Römerstein in der Pfarrkirche des Ortes erinnern an diese Zeit.

    Erstmalig hören wir in einer Urkunde aus dem Jahre 831 von diesem Gebiet. Durch die Schenkung einer Kolonie am Einfluss der Görtschitz in die Gurk seitens König Ludwigs des Deutschen war der Erzbischof von Salzburg in den Besitz des unteren Görtschitztales gekommen, wozu auch sicherlich die Gegend um St. Paul gehörte.

    Bereits aus dem Jahre 1077 ist uns das Bestehen einer Kapelle in Klein St. Paul bekannt.

    Die Gründung des Ortes St. Paul dürfte also zur Zeit der Landnahme durch Bayern und Franken erfolgt sein.

    Im Jahr 1506 übergab Papst Julius II. die Pfarre St. Paul unter Hornburg dem Stift St. Paul im Lavanttal. Auch die neue Lehre des Protestantismus fand Anhänger in St. Paul. Die Bauern lehnten sich sogar gegen ihren Herrn, den Abt des Stiftes St. Paul auf und verweigerten ihm den vorgeschriebenen Zehent. Der Abt musste die Regierung des Landes - den damaligen Landeshauptmann Georg Khevenhüller - um Hilfe anrufen. Häufige Feuerbrünste in den Sammelsiedlungen, wie etwa 1793 in Klein St. Paul führten oft zur völligen Einäscherung.

    Das Jahr 1848 brachte wie überall in Österreich auch im mittleren Görtschitztal die Ablösung der bisherigen Grundherrschaften durch die neue Verfassung, es entstanden die politischen Gemeinden in Wieting und Klein St. Paul, wie der Ort nun zur Unterscheidung vom Markt und Kloster St. Paul im Lavanttal, genannt wurde.

    Der Erzreichtum des oberen Görtschitztales wirkte sich auch auf die Wirtschaft des mittleren Talabschnittes aus; in Mösel, Wieting und Klein St. Paul arbeiteten Hammerwerke, die allerdings lange vor dem Niedergang des Hüttenberger Erzbergbaues aufgelassen wurden.

    Der Bau der Bahnlinie von Launsdorf nach Hüttenberg in den Jahren 1869 und 1870 schuf die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung. 1893 kam es zur Errichtung der Wietersdorfer Zementwerke. Das Werk Wietersdorf entwickelte sich in der Folge zu einem der bedeutendsten Betriebe dieses Wirtschaftszweiges. Daneben entstanden auch die Duritwerke Kern & Co, welche Asbestzementrohre herstellten. Dieser Betrieb wurde in den Achziger Jahren vom Werk HOBAS Rohre GmbH abgelöst. Dieses Werk stellte glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GFK) her und wurde vor kurzem wieder geschlossen. Auch der 1921 in Angriff genommene Braunkohleabbau am Sittenberg wurde nach einigen Jahrzehnten wieder eingestellt. Dementsprechend entwickelte sich Klein St. Paul bereits in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zum Marktort, dessen Ortsbild durch Sozialwohnbauten, die Anlagen einer Werksiedlung und durch Siedlungen mit Einfamilienhäusern stark verändert wurde. Der Bau der Hauptschule und des Werkskulturhauses mit Kino und Theatersaal machte den Ort zum kulturellen Zentrum des gesamten Görtschitztales.


    In der Gemeinde Wieting hingegen entwickelte sich zunächst die Holzindustrie. Das in den zwanziger Jahren groß ausgebaute Sägewerk Funder in Mösel wurde inzwischen stillgelegt, so auch das Sägewerk in Kitschdorf. Der Ort konnte sich sein dörfliches Gepräge bis heute weitergehend erhalten.  Im Jahre 1973 wurden im Rahmen einer großen Strukturreform die Gemeinden Wieting und Klein St. Paul zusammengelegt.

    Seit Jahrzehnten unternimmt die nunmehrige Marktgemeinde Klein St. Paul Anstrengungen auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs. So wurde ein solarbeheiztes Terrassenbades auf einer Anhöhe über dem Markt Klein St. Paul errichtet, Wanderwege führen bis auf die Saualpe, die europaweit als Mineralienfundgebiet bekannt ist.

    Vor einiger Zeit haben sich die Gemeinden des Görtschitztales (Hüttenberg, Klein St. Paul, Eberstein, Brückl) zur „Norischen Region“  inzwischen "Region Kärnten:Mitte" zusammengeschlossen. Die besonderen Eigenheiten dieser Regionen sollen so für den Besucher besonders hervorgehoben werden (Direktvermarktung bäuerlicher Produkte, Förderung des Tagestourismus, Schaffung von Weitwanderwegen auf der Saualm, Gestaltung der Ortszentren, Schutz und Pflege der Umwelt).

    Auch kulturell ist die Gemeinde sehr aktiv, etliche Veranstaltungen im Jahresablauf legen Zeugnis davon ab (Chöre,  Jagdhornbläser-, Volkstanz- und Trachtengruppen, und weitere Kulturträger).

    Das Talmuseum im Lachitzhof (einst ein Hammerwerk an der Görtschitz) präsentiert mit wertvollen Exponaten (so u.a. einen Schmelzofen aus der keltischen Periode) die Geschichte des Görtschitztales.


  • CHRONOLOGISCHE ECKDATEN:

  • v.Chr.

    Antike Funde in Wieting, Mösel, Eberstein und Brückl wiesen die Besiedlung des Raumes während der keltischen und römischen Zeit nach. Ausschlaggebend dafür war die Eisengewinnung im heutigen Hüttenberg Raum und der rege Güteverkehr.

    831 n.Chr.

    besagt eine Urkunde, dass durch Schenkung einer Kolonie am Einfluss der Görtschitz in die Gurk seitens König Ludwigs des Deutschen, Erzbischof von Salzburg dass, das Gebiet in den Besitz des unteren Görtschitztal kam.

    1077    

    Seit diesem Jahr ist das Bestehen einer Kapelle in Klein St. Paul bekannt.

    1211    

    datiert eine sichere Urkunde über Klein St. Paul, in der die Abgrenzung der Pfarre festgelegt ist.

    1222    

    tauschte der Babenberger Herzog Leopold VI. die „Capelle“ in St. Paul samt Patronatsrecht dem Heinrich von Truhsen und dessen Gattin Tuta.

    1237

    überließ Heinrich von Trixen die Kapellezu Klein St. Paul dem Erzbischof Eberhard II. von Salzburg.

    1452

    stiftete „Jörg Horensberger“ von Burg Hornburg bei St. Paul in einer Schenkungsurkunde der Pfarrkirche einen Jahrtag und ein ewiges Licht sowie einige Güter.

    1506

    inkoroporierte Papst Julius II. die Pfarre St. Paul unter Hornburg dem Stift St. Paul im Lavanttal. Der Vogt und Lehensherr vom Stift St. Paul wurde durch einen Vikar vertreten. Aus seinen Berichten gong hervor, dass der Ort mehrere Male ein Raub der Flammen war.

    1758 und 1762 weist das Urbarium der Pfarre 23 Bauern als Untertanen auf. Es scheinen Hofnamen auf, die heute noch teilweise als Vulgarnamen bekannt sind.

    1793    

    brannte wiederum der Pfarrhof und weitere 19 Häuser im Ort Klein St. Paul ab.

    1848

    trat auch in Klein St. Paul die neue Ordnung in Kraft. Die Grundherrschaft des Stiftes, welche bisher alle Gewalt innehatte, wurde durch die neue Verfassung abgelöst, die eine Gemeindeverwaltung mit einem Bürgermeister an der Spitze vorschreibt.

    1850    

    gab Kaiser Franz Josef I. zur Unterscheidung von St. Paul im Lavanttal dem Ort den Namen Klein St. Paul.

    1870

    konnte der Bau der Kronprinz Rudolfschen Bahnlinie Mösel abgeschlossen werden.

    1893   

    kam es durch die Schweizer Gewerken Gottlieb und Philipp Knoch zur Errichtung der Zementwerke in Wietersdorf, die heute einen Großteil des österreichischen Zementbedarfes decken.

    1921    

    begann die Erschließung der Braunkohlengebiete am Sittenberg bei Klein St. Paul.

    1923    

    konnte die Gemeinde bereits den notwendig gewordenen Bau eines Gemeindehauses beginnen, in dem auch die Post untergebracht wurde

    1930     

    wurde Klein St. Paul zu Marktgemeinde erklärt.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Bau der für das Görtschitztal so notwenigen Hauptschule in Klein St. Paul und zum Aufbau der Bundesstraße. Zahlreiche Neubauten, die in den letzten Jahren entstanden, legen Zeugnis ab vom wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der Marktgemeinde Klein St. Paul.

    • Zubau an das alte Gemeindegebäude
    • Bau einer Aufbahrungshalle in Klein St. Paul
    • Bau von Wohnhäusern (Schaffung von Wohnrau)
    • Bau des Terrassenbades 1965, 1988 Sanierung und Einbau einer Solarheizung
    • Errichtung eines Kindergartens
    • Sanierung der Volksschule Klein St. Paul und Wieting
    • Neubau des Postamtes in Klein St. Paul
    • Sanierung des Pfarrhofes in Klein St. Paul